Window of Opportunity: Verändern wir in der Corona-Krise die Gesellschaft zum Guten?

Was wir im Äußeren zurzeit erleben ist eine noch nie dagewesene Destabilisierung globaler Systeme.Was wir im Inneren als Antwort darauf erleben ist ein Gefühl der Abnabelung, es Abgetrennt-Seins. Wir fürchten um unsere Liebsten, verlieren den Boden unter den Füßen, schalten in den Angstmodus und versuchen verzweifelt an Gewohntem festzuhalten. Logisch, denn mit dominierender Unsicherheit und fehlenden sozialen Kontakten wurden wir auch zwei unserer Grundbedürfnisse einfach mal so beraubt.

Aber hier kommen die Good News: die andere Seite dieser düsteren Zeit ist das Potenzial der großen Transformation! Der Funke, der durch diese ganze Reibung entstehen kann. Das Window of Opportunity, das sich für einen Spalt öffnen kann.

Auf einmal sitzen wir alle im selben Boot, und jede*r ist sieht sich mit derselben existenziellen Krise konfrontiert. Übergreifend und allumfassend baut der Virus einfach mal so alle Ungleichheiten ab und reißt alle aus ihrem Alltagstrott raus. Das Gute: wenn man plötzlich eh gezwungen ist, alles anders zu machen als man es gewohnt ist, dann fällt es wesentlich leichter, das Thema“ neue Gewohnheiten“ endlich mal anzugehen. Einfach mal hinsehen, hinterfragen, und neue Handlungsweisen in den Alltag einbauen ist jetzt angesagt. Bestes Beispiel: spontane Einkäufe auf dem Arbeitsweg sind hinfällig. Zurzeit gehen wir alle bewusst und gezielt einkaufen. Es gibt also wirklich keine Ausrede mehr, die Gemüsenetze, den Brot- und den Einkaufsbeutel zuhause zu vergessen.

Wenn wir schon bei der derzeitigen Freizeitbeschäftigung No.1 sind, dem Einkaufen: besonders jetzt entscheiden wir mit jedem ausgegebenen Euro über die Zukunft derer, die in der aktuellen Krisenlage um ihre Existenz bangen. Mehr denn je zählt: regional und lokal als oberstes Gebot, nicht nur für unsere Umwelt.

Und wenn wir schon bei der derzeitigen Freizeitbeschäftigung No.1 sind, dem Einkaufen: besonders jetzt entscheiden wir mit jedem ausgegebenen Euro über die Zukunft derer, die in der aktuellen Krisenlage um ihre Existenz bangen. Mehr denn je zählt: regional und lokal als oberstes Gebot, nicht nur für unsere Umwelt. Die Erschütterung der globalen Lieferketten hat gezeigt: globale Lieferketten haben offensichtlich ihre Schwachstellen, während lokale Wirtschaftskreisläufe mit kürzeren Transportwegen nicht nur ressourcenschonender funktionieren, sondern sich auch als widerstandsfähiger in Krisenzeiten zeigen. Die von uns, die das Glück haben sich Konsum momentan unverändert leisten zu können, sind jetzt gefragt, Wirtschaftspraktiken und –zweige zu unterstützen, die sich für eine sozial-ökologische Transformation einsetzen. Statt in einen Amazon-Shoppingwahn zu verfallen können wir jetzt gezielt unser Geld in den Laden um die Ecke, Gutscheine für die lokale Gastronomie, Online-Kurse bei lokalen Sportanbietern, Genossenschaften, erneuerbare Energie, nachhaltige kleine Modelabels, verpackungsfreie Lieferanten, Crowdfundings, Kulturschaffenden, solidarische und ökologische Landwirtschaft und innovative Start-Ups investieren. Wir sind Teil der Lösung, und damit Teil der Zukunft unserer (hoffentlich) besseren, am Gemeinwohl orientierten und klimafreundlichen Gesellschaft post-Corona.

Und warum gerade jetzt, oder erst recht jetzt Routinen und Handlungsweisen ändern? Weil uns die Corona-Pandemie schlagartig vor Augen geführt hat, dass die gesamte Menschheit in einem globalen Netz miteinander verbunden ist. Und eine Bewegung, eine Erschütterung an einem Punkt dieses Netzes sich auf alle anderen Punkte im gesamten globalen Netz auswirkt. Das Handeln eines jeden Menschen hat globale Auswirkungen. Das kann erschreckend aber zugleich auch ermutigend sein. Denn auch positive Verhaltensänderungen lösen einen Welleneffekt in diesem globalen Spinnennetz aus. Die Corona-Krise sollte uns auch klar machen, dass jede noch so kleine Handlung einen Effekt auf der Metaebene auslösen kann und einen Unterschied macht. Wir haben bewiesen: wenn wir eine klare Handlungsanforderung haben, können wir uns in Zeiten einer Krise, solidarisch und kooperativ zeigen. Also lasst uns zusammen anpacken und positiv bleiben und auf einmal sind wir alle auf eine Art Aktivist*innen. Genau das ist es, was auch in der Klimakrise gebraucht wird.